Wir sollen missioniert werden

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Kirchen im Eichsfeld
Heinrich5

Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Katholische Kirche will den Osten missionieren
Die katholische Kirche fristet in Ostdeutschland ein Minderheitendasein. Im Westen bewegt sich die Kirche auf eine ähnliche Situation zu. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke will das ändern.
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat seinen katholischen Mitchristen heftig ins Gewissen geredet: „Unserer Kirche in Deutschland fehlt etwas. Es ist nicht das Geld. Es sind auch nicht die Gläubigen. Unserer Kirche fehlt die Überzeugung, neue Christen gewinnen zu können.“
Diese Diagnose stammt aus dem Jahr 2000. Nun soll die Therapie folgen – wieder in Erfurt. Am Freitag ist eine „Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral“ eingeweiht worden; sie hat den Auftrag, „neue kreative Konzepte“ zu entwickeln, wie die Säkularisierung der Gesellschaft aufgehalten werden kann. Im Westen wie im Osten. Es ist die erste Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz im „heidnischem Umfeld“ der neuen Bundesländern, in denen Christen eine Minderheit sind.

Auf das Ergebnis dieser Missionierung bin ich schon heute gespannt. Es geht jetzt darum, Erwachsene zum Christentum zu bekehren.
Bisher hatten die Kirche ihre Mitglieder nur durch die Zwangstaufe im Säuglingsalter und die dann folgende Indoktrination im Kindesalter durch den Religionsunterricht rekrutieren können.
Religionen missbrauchen die Autoritätshörigkeit der Kinder um ihre Wahnvorstellungen in ihre Köpfe zu pflanzen. Leider schaffen es die wenigsten diesen Aberglauben im späteren Alter wieder abzulegen sie sind lebenslänglich gepolt.

Nun wird die katholische Kirche also eine Erfahrung machen müssen, welche die Zeugen Jehovas bei uns schon seit 1990 gemacht haben. Dazu kann man ihr nur gratulieren.

Vielleicht wäre es besser gewesen, die zwei Millionen Mohammedaner im Westen zu missionieren. Dafür hätte die Kirche auch im Osten Beifall bekommen. Das Christentum ist nämlich gegenüber dem Islam wahrscheinlich noch das kleinere Übel.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... ieren.html
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niels
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von niels »

...welche der beiden jeweils das "kleinere oder größere" Übel ist, hängt allein von der Durchdringung der Bevölkerung ab - wohl auch der Grund, warum man hier viel Handlungsbedarf sieht

Würde man die ganzen kulturell "rückständigen" Menschen muslimischen Glaubens erfolgreich auf Christentum "umpolen" - hätte man den selben Ärger in Grün, nämlich eine ganze Menge mehr extremistische, starrsinnige, fundamentalistische Christen.

Wäre das wirklich besser? Ich denke kaum. Wer nur an diesen Irrweg denkt, denkt schon gefährlich...
Heinrich5

Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Niels:
Würde man die ganzen kulturell "rückständigen" Menschen muslimischen Glaubens erfolgreich auf Christentum "umpolen" - hätte man den selben Ärger in Grün, nämlich eine ganze Menge mehr extremistische, starrsinnige, fundamentalistische Christen.
Dann wäre aber die Missionierung fehlgeschlagen. Aus gewaltbereiten Moslems sollten ja "friedliche" Christen nach dem Motto werden: "Wer dich auf die rechte (linke) Wange schlägt, dem halte auch die linke (rechte) Wange hin".
Christel
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Christel »

„Wir sollen missioniert werden“

Das sehe ich auch so, Heinrich:
Der HVD mit seinem kleinen Bundesbüro in Berlin-Mitte zählt zu den führenden deutschen Organisationen, die für eine Gesellschaft ohne Gott werben.
Besonders starken Rückhalt hat der Verband aber in den Reihen der SED-Nachfolgepartei: Neben Flierl ist auch dessen Lebensgefährtin Carola Freundl Mitglied. Die Fraktionsvorsitzende der Berliner PDS sorgte jüngst für Aufregung mit ihrer Bemerkung, LER sei das geeignete pädagogische Instrument, damit Kinder lernten, „ihre Herkunftsreligionen zu relativieren“.
Mehr: http://www.die-tagespost.de/Archiv/tite ... p?ID=13413
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von niels »

Der HVD Thüringen monierte wohl vor Tagen erst die Äußerung einer Linken Abgeordneten im Thüringer Landtag, die den Religionsunterricht für einen wichtigen Bestandteil der Schulbildung in Thüringen sieht.

Ganz so einfach scheint es demnach nicht, denn der HVD hat keine typisch zentralisierte Struktur wie vielfach dargestellt und in einzelnen Landesverbänden - vor allem westlicherseits - sind wohl kaum SED oder Linke die "Träger" dieser Gruppierung.

Ich würde mich allerdings sehr freuen, wenn ein freier - parteilich unabhängiger - Verband humanistischer, "atheistischer" Menschen in Deutschland an Zuspruch und Aufmerksamkeit gewönne, denn immerhin haben ja auch alle nennenswerten Religionsverbände ihre Position in der deutschen Politik. Sei es beratend in Gremien oder als öffentliches Sprachrohr der Gruppierungen. Zuweilen hat man den Eindruck, als inge man über die stetig wachsende Zahl Nicht-Religiöser bzw. humanistisch geprägter Menschen hinweg, weil diese bisher keine zentrale "Lobby" haben, entgegen den zuweilen straff organisierten Religionsverbänden.

Warum sollten diese nicht auch einen gleichwertigen Verband oder Plattform als "Sprachrohr" bekommen? Der Multilateralität wegen können es gern auch verschiedene Verbände (Giordano Bruno, HVD, Bürgerrechtsgruppen wie FITUG uva.) an einem Tisch sein - ohne "zentrale" Leitung - ggf. nur einen gemeinsamen Pressesprecher und Koordinator.

In der DDR war man entweder Gläubiger oder Kommunist (wenige waren sogar beides sehr aktiv) - so einfach kann man das heute schon lange nicht mehr machen. Wer's dennoch tut, hat die letzten 20 Jahre verschlafen...

Ich denke wissenschaftliche Aufklärung kann nicht falsch sein. Wenn jemand an einen Gott glaubt, wird ihn auch kein Humanist wie kein Wissenschaftler davon abbringen. Allerdings habe ich kein Problem damit, wenn sich Verbände dafür einsetzen, das auch eine Sicht ohne Gott kommuniziert wird - Gott nicht "selbstverständlich" ist. Jeder kann sich selbst überlegen, was er glauben will und was nicht.

Es sollte auch öffentliche Räume geben, die weltanschaulich "neutral" bleiben oder werden sollten - z.B. öffentliche Bildungseinrichtungen, Behörden und öffentliche Einrichtungen. Das gebietet eigentlich schon die Toleranz eines jeden gegen jeden.

Humanismus war und ist keine Erfindung des Kommunismus - die Idee ist erheblich älter.
Heinrich5

Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Besonders starken Rückhalt hat der Verband aber in den Reihen der SED-Nachfolgepartei: Neben Flierl ist auch dessen Lebensgefährtin Carola Freundl Mitglied. Die Fraktionsvorsitzende der Berliner PDS sorgte jüngst für Aufregung mit ihrer Bemerkung, LER sei das geeignete pädagogische Instrument, damit Kinder lernten, „ihre Herkunftsreligionen zu relativieren“.
Du zitierst hier aus einer katholischen Tageszeitung. Aus dem gleichen Artikel ist aber auch ersichtlich, dass der HVD heute in allen Parteien (CDU und CSU natürlich nicht) angekommen ist und auch führende Politiker (auch auf Ministerebene) aus FDP - SPD - Grüne und Linke dort Mitglied sind. Das die Linken mehr Humanisten in ihren Reihen haben ist für mich dabei nicht verwunderlich.
Den in Deutschland etablierten Parteien steht der HVD parteipolitisch neutral gegenüber.
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von niels »

lt. dem im "Wissenschaftsforum" der ARD oder Phönix aufgetretenen Theologen steht Humanismus in keinerlei Widerspruch zur christlichen Lehre - ebenso wie auch Darwins Evolutionstheorie u.a. Wissenschaften.

Angeblich wäre dies bereits im 2. Vatikanischen Konzil festgestellt worden.

Demnach scheint die Redaktion der katholische Zeitung chronologisch noch etwas "hinterher" - vielleicht mental noch im "kalten Krieg" festzustecken, wo politisch wie weltanschaulich halbwegs "ungefärbte" Medien / Presse rar waren und "politische Stellungnahme" bis hin zu Übertreibungen oder Lügen üblich schienen.

Allerdings ließen mich desssen Ansichten und Worte doch einige male wirklich staunen - erlebe ich doch fast täglich Christen wie Kirchenmenschen mit - nach dessen Aussage bzw. Meinung - "überholter Vorstellung von Kirche und Christentum".

Manch Eichsfelder Pfarrer hat in meiner Jugend noch Gift und Galle gespuckt - oder auch mal "ne Schelle verteilt", wenn jemand die Bibelgeschichte "in Frage stellte" indem er von "Urmenschen" und "Affen" sprach - oder auch nur, weil er den Engel des Herrn nicht gut genug auswendig lernte.
.
Theologie und Realkriche scheinen voneinander ebensoweit weg wie die Kirche von den meisten Menschen heute. Selbst "hochmoderne" Marketing-Strategien und Medien-Kampagnen für viel Geld schaffen die Brücke nicht wirklich zu schlagen - dabei nehme ich an, das man einen großen Teil der Bevölkerung damit wieder erreichen könnte (auch wenn ich das persönlich nicht möchte). Haben doch immer noch viele heimlich "Angst vor dem Ende" oder - sogar Dieter Bohlen erklärte sich erst kürzlich dazu - glauben "an einen Gott".

Bischof Wandtke hat wohl recht: der Kirche mangelt es nicht an Geld, sondern an Mitgliedern...

Bin mal gespannt, ab wann die Moslems im deutschen TV ihr "Wort zum Freitag" senden dürfen. Die scheinen im Marketing momentan dennoch "erfolgreicher" - allerdings steht für die meisten Moslems nicht eine historische Machtinstitutiion, sondern eine Vielzhal irgendwelcher Propheten dahinter. Man scheint also näher an der Lehre geblieben, was wohl die Faszination bis heute erreicht.
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:lt. dem im "Wissenschaftsforum" der ARD oder Phönix aufgetretenen Theologen steht Humanismus in keinerlei Widerspruch zur christlichen Lehre - ebenso wie auch Darwins Evolutionstheorie u.a. Wissenschaften.
Ich weiß nicht, was der Theologe sagte. Will mir jetzt auch nicht extra das Video anschauen
Ist vielleicht auch nicht so wichtig. – Übrigens, Neodarwinisten waren auch in der Sendung. Also Leute, die in der Evolutionstheorie besonders Auswahl und Sektion hervorheben. – Der eine meinte, „Die Männer müssen wählerisch gewesen sein, sonst wären Frauen nicht schön.“ Ich denke eher die Männer haben schon immer alles genommen, was sie kriegen konnten. – Sexualtrieb.

Wie an anderer Stelle gesagt, die frühen Humanisten waren alles Christen. Aus dem Gebot der Nächstenliebe... ergibt sich bereits der Humanismus. Auf dieser Basis gibt es eine Übereinstimmung mit vielen Menschen sowie mögliches zusammenwirken. – Das heißt aber nicht automatisch, dass jeder Verein, der sich humanistisch nennt, mit all seinen Zielen anerkannt und unterstützt werden muss!

Ansonsten gibt es von Seiten der großen Kirchen keine Kritik an der Evolutionstheorie.
Der Theologe hat sich auch gegen die unsachgemäßte Auslegung der Bibel in der Runde gewehrt – zurecht!
Was diesbezüglich manch atheistischer Wissenschaftler von sich gibt ist alles andere als wissenschaftlich.
Nunja, in der Runde war eben jede Menge Weltanschuung im Spiel, nicht nur beim Theologen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Der Theologe hat sich auch gegen die unsachgemäßte Auslegung der Bibel in der Runde gewehrt – zurecht!
Was diesbezüglich manch atheistischer Wissenschaftler von sich gibt ist alles andere als wissenschaftlich.
Was bitte ist denn an der Bibel „Wissenschaftlich“?

Zitat Christel:
Das heißt aber nicht automatisch, dass jeder Verein, der sich humanistisch nennt, mit all seinen Zielen anerkannt und unterstützt werden muss!
Was soll diese Aussage? Die humanistischen Vereine in Deutschland haben gemeinnützige Ziele und sind auch als solche staatlich anerkannt.

Zitat Christel:
Wie an anderer Stelle gesagt, die frühen Humanisten waren alles Christen.
Das stimmt definitiv nicht.

Einer der frühen Humanisten war bereits Epikur, lange vor Jesus.
Als konsequenter Materialist wirkte Epikur der religiös geschürten Angst vor vermeintlichen Marterqualen nach dem Tode (wie vieles andere ist auch die Hölle keine originelle Erfindung der Christenheit!) entgegen, indem er den Glauben an eine unsterbliche Seele als Torheit entlarvte. Der Tod, so seine bestechend einfache wie moderne Argumentation, sei “für uns ein Nichts”; denn “was der Auflösung anheimgefallen ist, besitzt keine Empfindung mehr, was aber keine Empfindung mehr hat, bedeutet für uns nichts mehr”.
An anderer Stelle heißt es hierzu: “Wenn wir da sind, ist der Tod nicht da, aber wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr. Er geht also weder die Lebenden noch die Gestorbenen etwas an, für die einen ist er ja nicht vorhanden, die anderen sind aber für ihn nicht vorhanden.”Epikurs Konsequenz: “Der Weise … weicht weder dem Leben aus, noch fürchtet er das Nichtleben … Wie er bei der Speise nicht die größere Menge, sondern das Wohlschmeckendste vorzieht, so will er sich nicht eines möglichst langen, sondern eines möglichst angenehmen Lebens erfreuen.”

Seinen Schülern gab Epikur “vier Heilsätze” zur Hand: “Vor der Gottheit brauchen wir keine Angst zu haben. Der Tod bedeutet Empfindungslosigkeit. Das Gute ist leicht zu beschaffen. Das Schlimme ist leicht zu ertragen.” Mithilfe dieser Sätze sollte der Furcht des Individuums entgegengewirkt und dadurch auch das Gemeinwesen verbessert werden, denn Epikur war zutiefst davon überzeugt, dass ein “Mann, der Furcht verbreitet,… selbst nicht ohne Furcht sein [kann]”.

Entgegen der Verleumdungen seiner zahlreichen Gegner (bevor die Christen sich auf ihn einschossen, hatten bereits die Stoiker versucht, sein Werk auszulöschen) lehrte Epikur keineswegs das Ausleben der Lüste um jeden Preis. Zwar sei jede Lust, jede Freude an sich gut, blinde Leidenschaft aber könne durchaus auch Leiden schaffen. Deshalb solle man mit Hilfe der Vernunft stets abwägen, welche Lüste man verwirklichen wolle. Wenn man dies beherzige, stünde einem glückseligen Leben nichts entgegen.

Epikur selbst trat den besten Beweis für seine Glückseligkeitslehre an. Er führte ein kleines, bescheidenes Leben im Verborgenen, geliebt und geschätzt von seinen Freunden, die sich in seinem Garten versammelten. Mit Zweiundsiebzig starb er an Blasenstein. Kurz zuvor schrieb er einen unaufgeregten Abschiedsbrief an seinen Freund Idomeneus, teilte ihm mit, dass dieser “wahrhaft glückliche Tag” sein letzter sei, dass die Schmerzen zwar eine Stärke erreicht hätten, die nicht mehr zu steigern sei, die Freude in seinem Herzen aber all dies aufwiege. Wie gerne erinnere er sich an die Unterredungen, die sie miteinander geführt haben. Epikur trug Idomeneus noch auf, sich um die Kinder seines verstorbenen Schülers Metrodoros zu kümmern, dann nahm er ein lauwarmes Bad, trank einige Schluck ungemischten Wein und verschied. Ein Tod, der in beeindruckender Weise dem Leben dieses diesseitsfreudigen Philosophen entsprach: unspektakulär und unaufgeregt.
Epikur starb im Einklang mit sich und der Welt, denn er wusste, dass er dieses eine, einzige Leben, das ihm zur Verfügung stand, wirklich gelebt und nicht mit Sinnlosem vergeudet hatte.
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Zitat Christel:
Der Theologe hat sich auch gegen die unsachgemäßte Auslegung der Bibel in der Runde gewehrt – zurecht!
Was diesbezüglich manch atheistischer Wissenschaftler von sich gibt ist alles andere als wissenschaftlich.
Was bitte ist denn an der Bibel „Wissenschaftlich“?
Lieber Heinrich, was ist an einer Schnecke wissenschaftlich oder an einem Kleeblatt?
Also ich weiß es nicht! Aber ich weiß, dass beides wissenschaftlich untersucht werden kann.

Die Bibel ist erst einmal ein historisches Dokument. D.h. sie kann auch wie jedes andere historische Dokument wissenschaftlich untersucht werden. Z.B. mittels der Hermeneutik.

Ich kann die Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft... dazu heranziehen... - Aber nicht einfach, in völlig unprofessioneller Weise so tun, als wären die biblischen Texte (Gedichte, Erzählungen, Bekenntnisse... ) Vorläufer der Evolutionstheorie. Also ein bißchen Professionalität wird man wohl von Wissenschaftlern erwarten können, oder?
Heinrich5 hat geschrieben: Zitat Christel:
Das heißt aber nicht automatisch, dass jeder Verein, der sich humanistisch nennt, mit all seinen Zielen anerkannt und unterstützt werden muss!
Was soll diese Aussage? Die humanistischen Vereine in Deutschland haben gemeinnützige Ziele und sind auch als solche staatlich anerkannt.
Auch kirchliche Vereine haben gemeinnützige Ziele und sind auch als solche staatlich anerkannt. Werden diese deshalb vom HVD unterstützt? – Also, ich bitte Dich!

Heinrich5 hat geschrieben: Zitat Christel:
Wie an anderer Stelle gesagt, die frühen Humanisten waren alles Christen.
Das stimmt definitiv nicht.
Mit „frühen Humanisten“ werden normalerweise die Renaissancehumanisten bezeichnet. Das waren Christen! In diesem Sinne verwendete es kürzlich auch Niels. Die Renaissance griff auf das Altertum zurück. Setzte aber eigene Impulse. Heutiger Humanismus greift nicht direkt auf das Altertum zurück, sondern steht in der Tradition des Renaissancehumanismus der Neuzeit. Sollte das beim HDV nicht der Fall sein, dann ist dessen Humanismus wirklich anderer Art. – Wie gesagt, sollte, ich weiß es nicht. Dein vehementes „Nein“ lässt auf diese Interpretation schließen.

Beim Stichwort "Humanist" fällt mir spontan Erasmus von Rotterdam ein,
niederländischer Humanist, Theologe und Philologe, * 28. 10. 1466 oder 1469 Rotterdam, † 12. 7. 1536 Basel; Priester seit 1492, 1517 vom Klosterleben entbunden
http://www.wissen.de/wde/generator/wiss ... 93312.html
oder Philipp Melanchthon, Humanist und Reformator
http://www.melanchthon.de/

Bin gerade zufällig auf diese Seite gestoßen:
http://www.katholische-akademie-berlin. ... -Flyer.pdf
Dort ganz unten: „Humanismus – mit und ohne Gott“ mit Dr. Joachim Wanke u. a. 22.01.2010 in Berlin
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Mit „frühen Humanisten“ werden normalerweise die Renaissancehumanisten bezeichnet
Das ist aber nur Deine Definition. Du verwechselst das mit dem "Humanismus der frühen Neuzeit" . Vor dem "Humanismus der frühen Neuzeit" gab es schon den Humanismus des Altertums und der war nicht christlich. Das Christentum war zun dieser Zeit noch nicht erfunden worden.
Zitat Christel:
Die Bibel ist erst einmal ein historisches Dokument. D.h. sie kann auch wie jedes andere historische Dokument wissenschaftlich untersucht werden. Z.B. mittels der Hermeneutik.
Das ist richtig. Mit Hilfe der Hermeneutik konnte auch erwiesen werden, das das meiste, was Jesus in dieser Bibel gesagt haben soll nicht von Jesus stammen kann, sondern erst viel später zugefügt wurde. Die Bibel selber kann aber auch die Hermeneutik nicht zu einem wissenschaftliche Werk machen.
Zitat Christel:
Auch kirchliche Vereine haben gemeinnützige Ziele und sind auch als solche staatlich anerkannt. Werden diese deshalb vom HVD unterstützt? – Also, ich bitte Dich!
Es ging doch hier nicht darum wer wen unterstützt. Wo ist der Zusammenhang zu meiner Aussage?
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niels
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von niels »

Der Theologe hatte ... Gegen die unsachgemäße Auslegung der Bibel...
Wer hat denn heute überhaupt die Hoheit über die Auslegung der Bibel?

Spaß beiseite.

Er wehrte sich u.a. gegen die Behauptung, das die Kirche die Himmelfahrt Jesu als historisches Ereigniss kommuniziere. Während mir noch in der "Kirchenschul-"zeit die Bibel klar und eindeutig als historische Abhandlung beigebracht wurde und auch heute noch ein Großteil der Christen wie nicht wenige Priester an die leibliche "Auferstehung vom Tod" und das "Auffahren in den Himmel" (also einem Mensch Jesus, der in den Himmel entschwebte) glauben.

Der "Wissenschaftler" (den auch die Moderatorin offenbar nicht richtig mögen wollte) sagte m.E. treffend: was sie als theoretische Theologen da erzählen, hat nur wenig mit der Glaubenspraxis vieler Deutscher gemein. Viele von denen sagen klar: das ist uns zu wenig.

Umso weniger ergibt Christentum bzw. die Lehre auch nur annähernd einen Sinn, denn je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr Widersprüche tun sich mir auf.

Was ist denn Christentum eigentlich? Ist es das Christentum weniger studierter Theologen, die eine vergeistigte Variante betreiben und die Bibel lediglich noch als Zusammenstellung von Metaphern begreifen oder sind es die nicht wenigen Glaubensanhänger, die die Bibel oft immer noch als historisch-reale Abhandlung über die Weltgeschichte sehen. Jaaa, solche soll es auch geben - ich kenne schon persönlich eine Vielzahl davon und habe den selben "Stuß" auch im Religionsuterricht pauken müssen...

Mir ist eine - oder auch gar keine - Wahrheit lieber als eine, die sich schwammig, flüssig jedweden Ergreifens erwehrt.

"Bibel-Hermaneutik" - das Lieblingsthema unseres damaligen Pfarrers - kann ich gar nichts anfangen. Selbst die sich mit dem historischen "Buddha" (Gautama) befassende Schriftenlehre (dabei sind die Schriften noch viel älter) scheint mir mehr mit Wissenschaft am Hut als diese Disziplin, soweit sich Sprach- und Kulturwissenschaftler mit dieser beschäftigen. Die Hermaneutik richtet sich - wie auch die jüdische Schriftenlehre - fast ausschließlich an die Glaubensanhänger und hat damit wissenschaftlich nur einen recht eingeschränkten Wert (das ich Theologie nicht als Wissenschaft, sondern maximal als Technologie zur Bindung und Unterordnung von Menschen sehe, sagte ich ja anderswo bereits).
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die Bibel als eine Zusammenstellung von Metaphern begreifen oder als einen historischen Bericht, stellen zwei Extreme dar, die ich beide für falsch halte.

Wenn "Bibel-Hermaneutik" das Lieblingsthema Deines damaligen Pfarrers war, dann müßtest Du eigentlich damit was anfangen können. Hat er nichts von der historisch-kritischen Bibelauslegung erzählt?
2. Die Methodenschritte der historisch-kritischen Methode

* 2.1 Textkritik: Vergleich der Handschriften
* 2.2 Übersetzung aus dem Hebräischen bzw. Griechischen
* 2.3 Textanalyse: Die Struktur des Textes
* 2.4 Redaktionsgeschichte: der Umgang des Autors mit seinen Quellen
* 2.5 Literarkritik: Rekonstruktion der Quellen
* 2.6 Formgeschichte: Bestimmung der Textgattung
* 2.7 Traditionsgeschichte: Die zugrunde liegende mündliche Überlieferung
* 2.8 Begriffs- und Motivgeschichte: wie sich Vorstellungen entwickelten
* 2.9 Religionsgeschichte: Vergleich mit außerbiblischen Texten
* 2.10 Zusammenfassende Interpretation und theologische Aussage(n)
http://de.wikipedia.org/wiki/Historisch ... he_Methode
Die Texte werden untersucht wie andere literarische Texte auch. Kann sein, dass das vielen ungewohnt und trocken erscheint, aber es ist sehr aufschlussreich.

Die Bibel enthält Historisches und Methapern, Gedichte und Erzählungen, Briefe... – Es sind Kompositionen, mit Aussageabsichten und Bezügen. Textvergleiche finden statt. Z.B. wird die Begegnung mit dem auferstandenen Christus unterschiedlich in den Evangelien beschrieben.

Als ältestes schriftliches Zeugnis gilt der Text im Brief von Paulus an die Korinther 1.Kor. 15,3-6
Paulus schreibt: „3 Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:“
Man geht davon aus, dass Paulus sie bereits von christlichen Gemeinden übernommen hat. (geschrieben n.Berger ca. 55, der Text selbst ist älter)
Es folgt eine Formel:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, / gemäß der Schrift,
4 und ist begraben worden. / Er ist am dritten Tag auferweckt worden, / gemäß der Schrift,
5 und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
6 Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich;
Paulus fügt hinzu „die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen.“
So nach dem Motto „Fragt sie doch!“

Selbst wenn wir sie fragen könnten. Wir können den unterschiedlichen Zeugnissen nur nachgehen, sie interpretieren... Am Ende muss jeder für sie selbst entscheiden, glauben oder nicht glauben.

Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Paulus fügt hinzu „die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen.“ So nach dem Motto „Fragt sie doch!“ Selbst wenn wir sie fragen könnten. Wir können den unterschiedlichen Zeugnissen nur nachgehen, sie interpretieren... Am Ende muss jeder für sie selbst entscheiden, glauben oder nicht glauben.
Ich habe den Eindruck, die Missionierung hier im Eichsfeld-Forum hat schon begonnen. Erinnert mich stark an die Zeugen als diese vor zwei Jahren bei mir an die Tür klopften.
Christel
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Re: Wir sollen missioniert werden

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, die Missionierung hier im Eichsfeld-Forum hat schon begonnen. Erinnert mich stark an die Zeugen als diese vor zwei Jahren bei mir an die Tür klopften.
Ich habe nur die Frage von Niels beantwortet. Ist das verboten?

Ist das hier ein Forum für Freidenker, Atheisten und Konfessionslose?

Ich dachte hier wären auch Christen willkommen.
Im Eichsfeld leben viele Katholiken. Sollen die draußen bleiben? Oder wenn sie da sind, den Mund halten!
Zur Religionsfreiheit gehört es, die eigenen Anschauungen kommunizieren zu dürfen!

Du vertrittst hier Deine Weltanschuung! Das sei Dir unbenommen.
Aber gestatte das, was Du für Dich selbst beanspruchst, bitte auch anderen Menschen.

Grüße
Christel
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